Angestoßen hat die Debatte wohl Julia Reda mit Ihrem Blogbericht. Darin beschreibt Sie, wie bei Verhandlungen zu einem Thema kein Kompromiss gefunden werden konnte: dem Recht, Abbildungen öffentlicher Gebäude oder Skulpturen frei zu verwenden, der so genannten Panoramafreiheit.
Der Einheitlichkeitsgedanke kann auch übertrieben werden
Eigentlich soll alles vereinheitlicht werden. Parlament und Kommission wollen die Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern mindern, um einen einheitlichen Handelsraum für Digitalgüter in Europa zu schaffen. Dies scheinen manche zu genau zu nehmen. Bisher sind Frankreich und Italien ganz vorne dabei, die Panoramafreiheit restriktiv anzuwenden. Doch das kann sich womöglich bald in der gesamten EU ändern:
Der Rechtsausschuss mit den Stimmen der Christdemokraten, Sozialdemokraten und Jean-Marie Cavada vertritt die Auffassung,
dass die gewerbliche Nutzung von Fotografien, Videomaterial oder anderen Abbildungen von Werken, die dauerhaft an physischen öffentlichen Orten platziert sind, immer an die vorherige Einwilligung der Urheber oder sonstigen Bevollmächtigten geknüpft sein sollte […]
Dieses Wagnis veranlasst sogar die Presse in England zu der Aussage:
Die Franzosen können Unsinn zum Gesetz machen – es bleibt dennoch Unsinn.
Beschränkung geht jeden etwas an!
In erster Linie würde diese Änderung die Berufsfotografen treffen. Doch auch private bzw. nichtkommerzielle Nutzungen sind in Gefahr – wenn jede kommerzielle Nutzung verboten wäre, könnten auch Fotos auf Plattformen wie Facebook womöglich nur eingeschränkt genutzt werden. Dies würde Millionen von Europäerinnen und Europäern in Konflikt mit dem Urheberrecht bringen, folgert Reda in ihrem Blog.
Am 9. Juli wird das Plenum des Europaparlaments über den Initiativbericht des Europäischen Parlaments zur Evaluation des Urheberrechts abstimmen. Bis dahin versuchen u.a. Fotografen mit einer Petition oder auch Wikipedianer mit einem offenen Brief für die Panoramafreiheit zu werben. Die Wikipedia-Aktion läuft noch bis zum 29. Juni um 10 Uhr – und jeder kann mitmachen. Vielleicht lässt sich dadurch die Idee einer Beschränkung im Keim ersticken. Ein Versuch ist es wert, die Folgen wären ebenso fatal wie irrwitzig.
Für weitere Infos verweisen wir auf die ausführlichen Erklärungen bei irights.info.
(Bild: Dennis Tölle)