Bilderklau bei Instagram?

Der amerikanische Künstler Richard Prince ist in Amerika berühmt für seine Kunst. Dabei fällt er nicht nur positiv auf. Prince hat einige Kritiker. Das liegt daran, dass er den Kunstbegriff für sich selbst neu erfunden hat. Der Künstler nutzt primär Werke anderer und veröffentlicht sowie verkauft diese mit teilweise nur minimalen Veränderungen.

Vor allem machte er Schlagzeilen durch den Verkauf von Fotografien des Marlboro-Mannes. Eine wurde sogar für 3,4 Millionen Dollar versteigert.

Instagram-Bilder als Kunst

Eine relativ neue Idee des Künstlers ist die Suche nach interessanten, privaten Instagram-Fotos – vor allem von jungen Frauen. Er macht einen Screenshot von diesen und zieht sie als Vergrößerung auf Leinwände.

Prince stellte insgesamt 37 Fotos fremder Personen auf Leinwände gedruckt in der New Yorker Gagosian Gallery aus. Problematisch an seiner „Kunst“ ist aber, dass er die abgebildeten Menschen nicht um Erlaubnis gebeten hat. Verstößt er damit nicht gegen das Urheber- und /oder Persönlichkeitsrecht?

Vermehrt meldeten sich die Urheber zu Wort. Die Instagram-Userin „doedeere“ beispielsweise postete, dass sie nicht um Erlaubnis gefragt wurde. Dennoch wolle sie nicht gerichtlich gegen Prince vorgehen.

Urheberrechtsverletzung vs. „Fair-Use-Klausel“

Eine Rechtsverfolgung könnte sich in Amerika als schwierig erweisen; der Künstler hat ein einfaches Mittel gefunden, um das amerikanische Urheberrecht zu umgehen: Er kommentiert die geposteten Bilder mit seinen eigenen Gedanken. Oftmals ergeben diese nicht einmal einen Sinn – wie bei dem Bild von Doedeere: „Keine Heilung, keine Bezahlung

Was hier unter europäischem Maßstab eindeutig als Urheber- und/oder Persönlichkeitsrechtsverletzung zu identifizieren wäre, wird in New York von den Prince-Anhängern mit der „Fair-Use-Klausel“ gerechtfertigt. Diese erlaubt die Verwendung geschützten Materials zu Zwecken der Bildung und der Kunst. Das Material muss allerdings verändert werden, eine einfache Übernahme ist nicht erlaubt. Im Einzelfall wird der Fall vor Gericht abgewogen.

Die Fair-Use“-Klausel gilt nicht grenzenlos. In jedem Fall muss abgewogen werden, zu welchem Zweck und mit welcher Bearbeitung ein Werk eines Dritten verwendet wird.“ sagt Dennis Tölle, Rechtsanwalt der Bonner Kanzlei Tölle Wagenknecht. „Ob die Haltung des Künstlers tatsächlich einer gerichtlichen Überprüfung standhält, kann mit guten Argumenten bezweifelt werden.

Es ist also vielleicht doch nicht so einfach, wie Prince meint. Auch das „fair use“ hat seine Grenzen. Aber hier gilt natürlich das Prinzip: Wo kein Kläger, da kein Richter.

Nutzungsbedingungen sozialer Netzwerke

Möglich ist auch ein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen sozialer Netzwerke. Nach den allgemeinen Geschäftsbedingungen von Instagram sei das Reproduzieren, Verändern, Anpassen, Veröffentlichen, Verbreiten, Verkaufen (…) nicht gestattet.

Erfolg durch Provokation

Aber wie Prince selbst schon einmal sagte: er interessiere sich nicht für Urheberrechte. So wird er wahrscheinlich mit seiner Kunstform weiter machen. Durch seine indirekte Provokation wird er sicherlich noch häufig im Gespräch sein.
Für ein fremdes Foto 90.000 € zu verlangen, scheint auf den ersten Blick dreist. Aber da es Menschen gibt, die das Geld dafür ausgeben, wird Prince in seinem Tun bestätigt. Er hat es geschafft, mit einfachen und dennoch durchdachten Methoden erfolgreich zu sein. Da nimmt er sicher gerne ein paar Kritiker und Neider in Kauf.

Weitere Quellen:

http://www.stern.de/kultur/kunst/debatte-um-urheberrecht-suicide-girls-schlagen-gegen-richard-prince-zurueck-2197644.html

https://www.ndr.de/kultur/kunst/Richard-Prince-Kunst-oder-Diebstahl,richardprince100.html

(Bild: © pashabo – Fotolia.com)

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