Digitaler Radiergummi für Bilder gestartet – Update

Der Schutz digitaler Inhalte im Internet ist gerade hinsichtlich der drohenden urheberrechtlichen Verletzungen ein lohnenswertes Ziel. So sehr der Wunsch nach diesem Schutz jedoch besteht, so schwer ist auch dessen Umsetzung. Ein Versuch, zumindest das technisch derzeit Mögliche auszuschöpfen, hat die X-pire! GmbH mit ihrem Dienst für Bilddateien gestartet.

So lassen sich (derzeit nur) Dateien im jpeg-Format mit einem „Verfallsdatum“ versehen. Werden diese Bilder nun im Internet verteilt, so lassen sie sich solange betrachten und kopieren,
bis das Ablaufdatum erreicht ist. Dies funktioniert allerdings nur in Verbindung mit einem speziellen Plugin für den Firefox-Browser. Ist dieses Plugin nicht installiert, wird anstatt des aufgerufenen Bildes ein Hinweis auf das fehlende Plugin gezeigt.

Solange diese Voraussetzungen eingehalten werden, klingt der neue Dienst äußerst verlockend. Insbesondere für Fotografen, deren primäre Erwerbsquelle ihre Bilder sind, kann so eine stärkere Kontrolle über die Verbreitung und Nutzung erreicht werden. Leider gibt es noch eine Schwachstelle. Der X-Pire-Dienst schützt nicht vor einer unzulässigen Weitergabe der Bilder, wenn sie einmal angezeigt und heruntergeladen worden sind. Ist dies geschehen, besteht die Möglichkeit, sie ohne entsprechende Verschlüsselung erneut hochzuladen und zu verbreiten.

Die Kosten für den X-pire-Dienst sind in zwei Modelle aufgeteilt. So wird eine Flatrate für unbegrenzt viele Verschlüsselungen (10€/Monat) und eine bildbasierte Abrechnung (ca. 10€ für 20-30 Bilder) angeboten. Das Verhältnis von Kosten und Nutzen ist jedoch zumindest insofern fraglich, als dass die Schlupflöcher des Systems noch sehr groß und offensichtlich sind. Allerdings sagt Michael Backes, Entwickler der Software, selbst, dass eine effektivere technische Lösung derzeit nicht zu erreichen ist. Dass Bilder heruntergeladen und entschlüsselt wieder online gestellt werden, werde seiner Ansicht nach die Ausnahme bleiben.

Tagesspiegel: Bilder, die entschlüsselt abgerufen werden, können aber trotzdem heruntergeladen und danach ohne die Verschlüsselung wieder hochgeladen werden, oder?

Backes: Das ist richtig. Die Frage ist aber, was technologisch möglich ist und das sollte man versuchen zu erreichen, sofern es Sinn macht. Dass Dateien kopiert und wieder online gestellt werden, ist nicht zu verhindern. In der Regel wird dies aber die Ausnahme bleiben. Wenn vor Ablauf des Verfallsdatums nichts böswillig mit dem Bild geschieht, ist eine Verschlüsselung momentan der wirksamste Schutz. Wichtig ist, dass man aktiv wird, wenn man Inhalte ins Netz stellt. Wer dies unbedacht tut, hat die Kontrolle über seine Daten bereits aufgegeben.

(Quelle: http://www.tagesspiegel.de/medien/digitale-welt/verschluesselung-ist-momentan-der-wirksamste-schutz/3695194.html)

Dieser Gedanke ist unserer Ansicht nach jedoch wenig praxisnah. Es kann nicht geleugnet werden, dass die Vervielfältigung urheberrechtlich geschützten Materials heutzutage eher die Regel als die Ausnahme ist. Der Dienst stellt in der jetzigen Form eine noch zu geringe Hürde dar, um diese Praxis zur Ausnahme werden zu lassen.

Unter dem Strich ist die Idee ein guter Ansatz um digitale Inhalte besser der Kontrolle der jeweiligen Urheber und Rechteinhaber zu unterwerfen. Ob sich die Anzahl der Urheberrechtsverletzungen damit tatsächlich verringern lässt, bleibt jedoch abzuwarten.

Update:

Mittlerweile hat das Sicherheitsunternehmen Scip eine Demo veröffentlicht, mit der die Sicherheitslücken bzw. Schwachstellen des Konzept aufgezeigt werden. Nach einer Veränderung der erforderlich Browserplugins können die zur Entschlüselung notwendigen Schlüssel gesammelt werden. Damit könne die Bilder auch nach Ablauf des „Verfallsdatums“ angeschaut werden.

Weitere Informationen:

(Foto: stevepb auf Pixabay)

3 Gedanken zu „Digitaler Radiergummi für Bilder gestartet – Update“

  1. Hallo Uwe,

    vielen Dank für den Link. Vor allem der Ansatz der IP-Speicherung und Datenschutzverletzungen in dem Artikel scheint näherer Betrachtung würdig. Leider hat der Autor in seinem Artikel jedoch ebenfalls viele „wenn“ und „aber“ und die juristische Betrachtungsweise ist auch eher schwammig.

    Wir haben in unserem Artikel die urheberrechtliche Seite betrachtet, kommen jedoch ebenfalls zu dem Ergebnis, dass der Dienst auch aus dieser Sicht nicht wirklich weiterhilft.
    Die Idee der Verschlüsselung von Bildern ist tatsächlich schon älter und bleibt auch weiterhin ein guter Ansatz. Jedoch ist die Durchführung in der vorgestellten Form leider absolut sinnwidrig und wird meiner Ansicht nach – wie in dem von Ihnen verlinkten Artikel auch aus informationstechnologischer Sicht – dem Sinn und Zweck nicht gerecht.

    Zur Verdeutlichung:
    Einerseits soll der User mit diesem Dienst mehr Kontrolle über seine Bilder bekommen. Die Verschlüsselung soll die Bilder des Urhebers unter anderem vor ungewollter Vervielfältigung im Internet „schützen“. Andererseits wird aber genau diese Vervielfältigung in der Praxis unter anderem – und wohl viel öfter als Herr Backes zugeben mag – durch (vorheriges) Kopieren und neu ins Internet stellen bewerkstelligt. Und dass genau diese Prozedur nicht gestoppt werden kann, erläutert Herr Backes selbst. Diese Aussage ist schon in Sich sehr interessant, da das Projekt somit selbsterklärend für (fast) nutzlos gehalten wird.
    Man bekommt also, wenn überhaupt, gleich viel (urhberrechtlichen) „Schutz“ wie vorher auch, muss dafür aber zahlen und hat zudem noch einen höheren Aufwand.
    Von den Datenschutzaspekten einmal abgesehen, die dann noch hinzukämen.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Florian Wagenknecht

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